Kleines Sprachtraining für Fortgeschrittene
Woran erkennt man einen L’Ardonnaise? Selbstverständlich an der Aussprache, wie einen Münsterländer auch. Beide glauben, gutes Hochfranzösisch und Hochdeutsch zu sprechen, aber nur so lange, wie sie ihren Distrikt Ardenne oder den Kreis Coesfeld noch nicht verlassen haben. Am Mittwoch habe ich über das Chateau des Fées, das Schloss der Feen berichtet. Zur Erinnerung: Es handelt sich um ein Wortspiel, um das Chateau defait – das zerstörte Schloss, keineswegs um ein Feen-Schloss. Defait sollte eher defä ausgesprochen werden, Fee dagegen wie im Deutschen die Fee mit gedehnten E wie beim münsterländischen Nee, wenn er Nein meint. Aus diesem nahezu Gleichklang entwickelte sich aus dem Chateau defait das Chateau des Fées. Da aber die Bewohner der Ardennen die Buchstaben ä und ee ständig verwechseln, man erinnert sich an die Spracheigenheiten anderer europäischer Nationen bei Asterix und Obelix, sind die Bewohner dieser Mittelgebirgsregion in Frankreich leicht zu erkennen, wenn sie einen Cafä au lee, s. v. plee bestellen. Diese Besonderheit wurde mir unter der Woche von einer französischen Deutschlehrerin bescheinigt, die sich darüber beklagte, dass sich dies auch bei Schülern orthographisch manifestiert und am Sonntag beim Abendessen von meinem Freund Philippe bestätigt, der in der Präfektur arbeitet.
Müllsortierung auf französisch
Natürlich produziere ich auch Abfall in meinem Ferienappartement. In der Beschreibung wurde ich bereits darauf hingewiesen, dass die Mülleimer unter meiner Treppe stehen. Kein Problem, nur welche Farbe der Deckel zeigt mir welchen Abfall an? Oder ist die Farbe des Behälters und nicht des Deckels für den Abfall entscheidend? Ich frage meinen Freund und Nachbarn, den Coiffeur Solidaire. Er schaut fragend zurück und ich glaube, meine mangelhaften Sprachkenntnisse seien an seinem Unverständnis Schuld, Er klappt eine Tonne auf, in der eine Glasflasche in einem Pappkarton liegt und deutet auf noch ausreichend Platz für meinen unsortierten Müllsack. Voilà und schwupps, mein Müllsäckle ist meiner entledigt. Irgendwann abends kommt ein hilfreicher männlicher Geist, bringt durch einen elendlangen Flur drei Mülltonnen auf den Bürgersteig, arrangiert daneben kunstfertig zusammen geklappte Kartonagen und gegen 23 Uhr kommt das Müllauto und nimmt Alles mit. Wegen der engen Straßen wird wohl diese verkehrsarme Uhrzeit bevorzugt,
Aber es setzt ein Umdenken bei den Kleinsten bezüglich der Mülltrennung ein. Manchmal sieht man eine Mutter Hand in Hand mit dem Nachwuchs durch die Stadt gehen, einen kleinen Eimer stolz tragend in der Hand, in dem sich Bio-Abfälle befinden, der zu einer großen Kiste transportiert wird. In drei Kammern getrennt, soll streng nach den Regeln der Umsetzungslehre von Komposthaufen in Schrebergärten innerstädtisch dieser Biomüll aus der Küche wohl nach drei Jahren in Humus gewandelt worden sein. Pädagogisch gut angedacht, haben schon bald andere das Konzept bereits durchkreuzt und den Biomüll in das falsche Fach geschüttet, mit Non-Bio-Müll aufgefüllt oder alles des nachts auf der Straße unsachgemäß verteilt. Jetzt gibt es ein neues Metallgefäß und da wird der Bio-Müll reingeschüttet und man wartet nicht mehr in der Öffentlichkeit drei Jahre auf den Humus für die Blumentöpfe in Kindergärten.


Die 3-Kammer-Kompostierung wurde durch die kleine 1-Kammer-Kompostierung im öffentlichen Raum ersetzt
Blicke auf und vor mein Appartement
Ich habe bereits am 5. Oktober mein Appartement vorgestellt und auf den Umstand, dass ich wegen der dünnen Raumdecke jeden Tappser meiner Wohnungsnachbarn eine Etage höher sehr intensiv wahrnehme. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt, weil laute Musik bis tief in die Nacht bisher ausblieb und offensichtlich die Mieter dort oben auch täglich wechseln dank Air B&B oder booking.com. Meine Ohrstöpsel habe ich noch nicht ausgepackt, muss aber eingestehen, hätte ich das Appartement tagsüber gesucht und mein Freund Philippe wäre nicht abends dabei gewesen, ich hätte gezögert.


Zwischen leerstehendem Ladenlokal und 101 gut nachgefragten Kaffeesorten eine kleine Tür, Hausnummer 36, schräg gegenüber dem städtischen Theater. Durch diesen schmalen Flur, da muss er kommen (Fr. Schiller, Wilhelm Tell)
Die Offenbarung: Eine Eingangstür, die sich mittels einer Telefonnummer öffnet, hinter der sich ein sehr langer, wenig beleuchteter Flur in reeperbahnähnlichem Rot befindet und alles mündet in einem Hinterhof, an dem der Berliner Milieumaler Heinrich Zille noch vor 100 Jahren sein Zeichentalent hätte ausleben lassen können. Die Stiege hoch, die Appartementschlüssel in einem Kästchen, das sich dank eines Zahlencodes öffnen lässt und darin die Schlüssel – wie bei Appartements über eine Internetplattform gebucht, heute häufig anzutreffen. Nur möchte man die Appartementtür wieder schließen, den Griff nach oben ziehen und das Schloss einrasten lassen, dann den Schlüssel um drehen und alles ist verschlossen. Keine große Geschichte, man muss es nur wissen. Hier dachte der Schlossermeister anders, denn hinter dem Berg wohnen auch Menschen, sagt man im Schwäbischen.

Nach oben ziehen, nicht nach unten drücken, dann ist das Schloss eingerastet
Es muss nicht der unsägliche Laubbläser sein, der im Herbst Tausendfüssler mit Hörschäden hinterlässt, Asseln in den terroristischen Untergrund treibt und Störche bis nach Südafrika zur Flucht bewegt, es geht auch leiser, etwas feuchter und etwas sauberer. Ein Mann nimmt einen Hochdruckreiniger und fegt mit einem Wasserstrahl abgefallenes Laub zusammen, begleitet von einem kleinen Tankfahrzeug, mit dem im Sommer die Blumenkübel und -rabatten gegossen werden. Das nasse Herbstlaub fliegt nicht mehr weg, bis es traditionell aufgeladen und bereits angenässt zur schnelleren Verrottung in die Kompostanlage gefahren wird. Gleichzeitig sind die Gehwegplatten durch den Hochdruckreiniger, wie sein Name es schon sagt, mit Hochdruck, ohne übertriebene Eile und Hetze, gereinigt.

Laubbeseitigung und Reinigung der Platten – angenehm leise, statt mit Laubbläsern akkustische Umweltverschmutzung