Hl. Antonius von Padua

Das Monument der vier Aymon-Söhne mit dem Pferd Bayard oberhalb von Bogny-sur-Meuse ist immer ein Tagesausflug wert, jedoch erfährt man die Mächtigkeit der Ardennen erst einige Kilometer nördlicher in Monthermé bzw. auf der anderen Uferseite der Meuse vom Point de vue de la Roche a 7 heures. Von dort oben schaut man auf die mäandernde Meuse herab, welche Monthermé umfließt. Diese Flussschleife gilt als die spektakulärste Frankreichs, und man sollte an einem sonnigen Morgen um 7 Uhr dort sein, will man den Quarzfelsen, auf welchem der Aussichtspunkt steht, in seiner gesamten glitzernden Schönheit sehen.

Die Flussschleife der Meuse, auf dem anderen Ufer Monthermé

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Missverständnisse

Eine telefonische Diskussion mit der Heimat entbrannte, als nachgefragt wurde, ob ich denn bei meinen zahlreichen Restaurantbesuchen auch schon Coq au vin gegessen hätte. Ich aber hatte Croque monsieur registriert. Ehrlich gesagt, ich habe in Charleville-Mésières in noch keinem Bistro Croque Monsieur angeboten bekommen, wobei Bistros entsprechend dem Pariser Klischee hier auch seltener sind. Als ich mich darauf versteifte, dass es sich um ein Sandwich handele, und nicht wie in den deutschen Kochbüchern beschrieben, um eine Poularde, die in Wein mariniert und mit verschiedenen Gemüsen gekocht wird, kam uns erst am nächsten Tag in den Sinn, dass wir von sehr unterschiedlichen Gerichten sprachen. Aus einem Croque Monsieur kann man keinen Coq au vin machen, aber manche meiner Synapsen unterscheiden nicht zwischen Croque und Coq.

Croque-Varianten mit Ziegenkäse und Honig, oder die Standardausführung mit weicher Butter, Schinken und Emmentaler

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Jetzt hat’s mich erwischt

Nein, noch habe ich mich nicht ohne au revoir für dieses Jahr aus dem Blog verabschiedet, sondern einfach das Bett gehütet. Was mit einem lästigen Schnupfen begann, wurde zu einem herausfordernden Husten, der mich eine Nacht wachhielt. Ein mitfühlender Apotheker verkaufte mir seinen Hustensaft und in Kooperation mit dem Honig aus meiner hauseigenen Imkerei war nach zwölf Stunden sowohl mein Husten als auch mein Schnupfen „perdu“ – wie man in Frankreich auch weitaus tragischere Ereignisse bezeichnet. Nur Schlappheit und Schmerzen in Höhe des Zwerchfells erinnern mich an ungeliebte Stunden. Damit seien meine Aussetzer für vier Tage erklärt.

Hustensaft und Honig zum Frühstück, Mittag und Abend und als Zwischenmahlzeit – es gibt Schlimmeres

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Nikolaus von Myra

Meine Erwartungen an den Nikolaus sind eher gering. Darum habe ich keinen geputzten Schuh auf das Fenstersims gestellt und bin auch erst aufgestanden, als die Franzosen in Charleville-Mézières (CMZ) ihre Geschäfte bereits zur Mittagspause schlossen. Somit gingen meine Erwartungen und die Arbeitsleistung des Nikolaus von CMZ konform: Rien ne va plus! Da ich aber stets besten Willens bin, ging ich auf Nikolaus-Spurensuche und dies bei strömenden Regen in Mézières.

Kleiner Weihnachtsmarkt in Mézières

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Warme Weihnachten

Ich gestehe, mit über 70 gehöre ich jener Generation an, die für die Werbewirtschaft nicht mehr von Interesse ist. Nicht weil wir nicht das Geld ausgeben könnten, sondern weil wir einfach nicht alles vermeintlich Neue auch für kaufwürdig erachten. Man hat einfach in den letzten Jahrzehnten zu viel gekauft, was später nur in der Ecke lag und Platz wegnahm. Darum liegt Black Friday so nahe am Advent, dass die Jüngeren garantiert die vermeintlichen Schnäppchen ergattern. Bis zum letzten Wochenende waren die Schaufenster in Charleville-Mézières mit Black Friday überfüllt, jetzt kommt manche Styropor-Schneeflocke dazu, denn es weihnachtet. Obwohl die Franzosen nach ihren eigenen Aussagen nicht in jenen Kaufrausch fallen, dessen sich die Deutschen stöhnend, selbstkritisch rühmen.

Sparsame Französin, die noch die Sommermode 2025 bei 7 °C zu den Klängen der Fanfaren du Collège Eva Thomé d’Attigny aufträgt

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Denkpause

Einige Tage hatte ich meinen Labtop nicht eingeschaltet, nicht aus Unlust, sondern aus der Alltäglichkeit des Lebens in CMZ heraus. Was es im letzten Jahr noch alles zu entdecken gab, wird heute als Bekanntes und nicht mehr für erwähnenswert erachtet – dabei ist Vieles eines zweiten, eines durchdringenderen Blickes wert. Ein solcher Ort war, ist und wird bleiben der Waschsalon. In diesem Jahr habe ich ein Appartement ohne Waschmaschine angemietet, weil das einzige Logement mit Vollwaschautomat etwas zu weitläufig vom Artisant du Monde liegt. Dafür habe ich in 400 m Entfernung einen Waschsalon (Rue Forêt) mit sieben Waschmaschinen und drei Trocknern dank KI gefunden, während Google mir nur Autowaschanlagen mit Unterbodenwäsche und Lackpolitur anbot – was mich altersmäßig aber auch nicht mehr aufhübschen kann.

Waschsalon der Rue Foret
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Marché de Noel (3)

Wie gestern angekündigt, heute eine zugegebenermaßen unvollständige Übersicht, was ich am französischen Weihnachtsmarkt vermisse und wodurch sich somit der deutsche Weihnachtsmarkt von seinem Kollegen westlich des Rheins unterscheidet. Geht ein Blinder über den französischen Weihnachtsmarkt, wird er abgesehen von den Gesprächsfetzen keinen Unterschied feststellen können. Ein deutscher Weihnachtsmarkt steigt in die Nase, man riecht ihn förmlich dank gerösteter Mandeln und süßer Zuckerwatte. Möglichst am Anfang eines Marktes positioniert, ist dieser Duft das Zeichen für Weihnachten. Es gibt zwar eine Maronen-Lokomotive in CMZ, aber ohne dieses intensive Röstaroma. Waffeln und auch süße Crêpes entwickeln leider nicht so typische verführerische Düfte.

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Marché de Noel (2)

Nach den Eröffnungsfeierlichkeiten am Samstagnachmittag bin ich gestern noch einmal über den Weihnachtsmarkt gegangen und habe mir die einzelnen Verkaufsstände intensiver angeschaut. Die Zahl der Marktbesucher war überschaubar, wobei sich die Größe des Platzes bemerkbar macht, dass kaum Gedränge entsteht. Zudem hatte es mittags ein wenig geschneit, der zwar nachmittags in Regen übergegangen war, aber sicherlich viele potentiellen Besucher in den höher gelegenen Ardennendörfer aus Angst vor Blitzeis zögern ließ den Marché Noel zu besuchen.

Weihnachtsbaum auf dem Place Ducale

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Marché de Noel (1)

Gestern wurde der Weihnachtsmarkt 2025 in Charleville-Mézières auf dem Place Ducale durch den Bürgermeister Boris Ravignon eröffnet. 90 x 120 Meter misst der Place Ducale, und um es einfach auszudrücken: Das ist eine Menge Platz und da passt schon einiges drauf. Dabei sprechen die Einheimischen noch immer von einem kleinen Weihnachtsmarkt, was ich nicht ganz teilen kann. Mit Riesenrad, Eislaufbahn, zwei Kinderkarussellen, einer Märchenstadt und geschätzt 50 Verkaufsständen ist dieser Markt für eine Stadt mit 40.000 Einwohnern nicht bescheiden, als klein zu bezeichnen.

Bei -2 °C ist stilles Sitzen im Riesenrad eine Herausforderung

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Trockentoilette à la campagne

Die Ardennen, ein Mittelgebirge, dem Hochschwarzwald ähnlich, erstreckt sich zu sechs Siebtel über die belgische Wallonie, zu einem Siebtel nach Frankreich, mit der Metropole Charleville-Mézières (CMZ). Wer aus Dülmen kommend hinter Liège oder gar Namur die Autobahn verlässt, wird sofort die schlechtere Asphaltdecke der Straßen spüren und sich auf den kurvenreichen engen Landstraßen rund um Bastogne fragen, ob das Navi versagt hat. Nicht jede Landstraße durch die Wälder wird bei Glatteis empfohlen zu befahren. Fährt man durch ein Dorf, fragt man sich, wohnt hier noch jemand und falls doch, wer?

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