Marché de Noel (3)

Wie gestern angekündigt, heute eine zugegebenermaßen unvollständige Übersicht, was ich am französischen Weihnachtsmarkt vermisse und wodurch sich somit der deutsche Weihnachtsmarkt von seinem Kollegen westlich des Rheins unterscheidet. Geht ein Blinder über den französischen Weihnachtsmarkt, wird er abgesehen von den Gesprächsfetzen keinen Unterschied feststellen können. Ein deutscher Weihnachtsmarkt steigt in die Nase, man riecht ihn förmlich dank gerösteter Mandeln und süßer Zuckerwatte. Möglichst am Anfang eines Marktes positioniert, ist dieser Duft das Zeichen für Weihnachten. Es gibt zwar eine Maronen-Lokomotive in CMZ, aber ohne dieses intensive Röstaroma. Waffeln und auch süße Crêpes entwickeln leider nicht so typische verführerische Düfte.

Auch mein zweiter Versuch am Vin chaud Gefallen zu finden, misslingt. Zwar schmeckt die drei Euro teure Variante intensiver nach Wein, aber im Abgang schmecke ich ein holziges Kratzen. Bei Olivenöl ist dies ein Zeichen von zu starker Pressung und das Öl hat den Holzgeschmack des Kerns angenommen, aber bei Wein weiß ich es mir nicht zu erklären. Auch spüre ich keinen Alkohol. Laut EU-Verordnung muss Glühwein mindestens 7 % Alkohol beinhalten, der Dülmener Glühwein aus dem Hause Uckelmann weist gar 9,1 % Alkohol auf. Ich werde weitersuchen.

Womit man mich noch nicht ködern konnte, ist warmes Bier. Es sei wie warmer Wein, meinte die Verkäuferin. Ich erklärte ihr, warmes Bier würde in Deutschland nur bei ernsthaften Erkrankungen eingeflößt werden und ich könnte es nur drei Meter vor dem nahegelegenen Friedhof trinken, mit seinem prominentesten Verblichenen, Arthur Rimbaud. Es sei belgisches Bier – vielleicht ändert dies alles und zu Studienzwecken und dem Blog zuliebe werde ich mich vielleicht dieses Opferganges erbarmen.

Selbstverständlich dürfen Marionetten nicht fehlen. Eine Kindervorstellung um den hl. Martin von Tours, der aber nicht solch eine große Bedeutung wie in Deutschland hat

Weiter vermisse ich meine Plätzchen, nennen wir es mal Weihnachtsgebäck. Zugegeben, auch in Deutschland sind Plätzchen auf dem Rückzug, und möchte man sich welche in einer Bäckerei oder Konditorei kaufen, fragt man nach dem Blattgoldüberzug bei den Preisen. Dann erst ahnt man, welches teures Vergnügen man Kindern oder Enkeln bereitet, backt man mit ihnen Plätzchen – keine Kekse! Aber man weiß auch, warum man abends müde ist und kann die Preise nachvollziehen. Ausstechformen entdecke ich auf dem Weihnachtsmarkt auch keine, die ja für Plätzchen unabdingbar sind. Man sieht, es beunruhigt mich, dass diese Spezialität an einem Land von dem geraunt wird, man lebe dort wie Gott, vorbeigegangen sei.

Ein Baklava-Stand, der eher zum muslemischen Zuckerfest passt, aber bitte schön: Warum nicht orientalische Köstlichkeiten, Jesus wurde im Orient geboren, nicht in den Ardennen.

Ich blättere in den Prospekten der Discounter, die alle ihren Ursprung in Deutschland haben, im Ruhrgebiet oder in Schwaben. Was dort nicht angeboten wird, ist bei der breiten Bevölkerung noch nicht angekommen. Ich werde mit einem 750 Gramm schweren Marzipan-Stollen mit Mandeln und Rosinen überrascht, zum typischen Discounterpreis von 3,99 € (1 kg/5,32 €). Und es gibt Spekulatius aus niederländischer Produktion, als vegane Bisquits à la cannelle offeriert. Übrigens auch erstmalig im Artisans du Monde. Daneben ein paar Butter-Bisquits mit „Bisquits de Noel au beurre“ beschrieben und Gewürzküchle. Das Artisan du Monde bietet aus deutscher Produktion in diesem Jahr Kringel, Herzen und Knusperchen an, aber leider erfährt es die Kundschaft nicht.

Spekulatius, Kringel, Herzen und Knusperchen sind zu Weihnachten neu im Artisan du Monde

Discounter locken lieber mit mir zu trockenen und einfacher als Stollen herzustellenden Panettone, die mit 5,49 €/kg im hohen Preisniveau liegen. Natürlich gibt es von Konditoren ausgefeilte Leckereien in den Patisserien, die aber nicht zu den gemütlichen Adventssonntagen oder an den Feiertagen gereicht werden, sondern eher als Nachtisch gedacht sind. Womit wir beim nächsten deutsch-französischen Problem wären, dem gemütlichen Zusammensein oder der Gemütlichkeit. Darauf gehe ich aber heute nicht ein. Vielmehr werde ich werde die französischen Ess- und Backzeitschriften, die in diesen Tagen in Deutschland mit neuen Plätzchenrezepten überfüllt sind, nach Rezeptideen durchstöbern.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert