Place Ducale – das Herz von Charleville-Mézières

Charleville ist eine sehr junge Stadt, gerade 400 Jahre alt, während das Pendant Mézières auf eine römische Geschichte und noch ältere Siedlungsbefunde verweisen kann.

Charleville heisst übersetzt Charles‘ Stadt und weist auf den Gründer Charles de Gonzague hin, Neffe von König Heinrich IV., Herzog von Nevers und Rethel, Gouverneur der Champagne. Als schier unermesslich reicher Adliger möchte er sich den Traum von einer idealen Stadt erfüllen. Diesen Traum der Renaissance soll ihm Clément Métezeau ab 1606 erfüllen, dessen Bruder Louis den Place des Vosges seit 1605 baut und zum Vorbild für den Place Ducale wird.

Postkarte vom Place Ducale, 1899. Die Dachgauben fehlen, sie werden erst im 20. Jahrhundert wieder eingebaut

Diese neue Stadt, gebaut auf der Souveränität der Arche, sollte ein Puffer zwischen Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich deutscher Nation sein. Frankreich fühlte sich seit rund 100 Jahren, seitdem das Haus Habsburg von Wien aus sowohl Deutschland regierte und Spanien beherrschte, in die Zange genommen und das habsburgische Gent im heutigen Belgien war durch seinen Tuchhandel zur reichsten Stadt nördlich der Alpen erwachsen.

Im Mittelpunkt des Vorhabens entsteht der Place Ducale, der in sich Schönheit und Nützlichkeit, Symmetrie und Ordnung vereinen sollte. Der herzogliche Palast lässt sich finanziell aber nicht mehr realisieren, nur das seitliche Eingangstor kündet noch von den Plänen. Vielmehr wird ab 1843 anstelle eines Palastes das Rathaus im neobarocken Stil gebaut und die Losung der französischen Revolution Liberté, Egalité und Fraternité künden von einer anderen Zeit.

Der Platz ist 127 Meter lang und 90 Meter breit und wird von 27 Pavillons im Stil Heinrichs IV. oder Ludwigs XIII. umrahmt, die der 4er-Regel gehorchen: 4 Joche, 4 Joche auf jeder Etage, 4 Gauben und 4 Oculi auf dem Dach.

Typisches Dachabschluss am Place Ducale (Foto: anke Nothdurft)

Alle Häuser sind mit Arkarden versehen, was den Einkauf auch bei schlechtem Wetter ermöglicht, man lässt niemanden im Regen stehen. Schließt man abends den (Fenster-)Laden, schließt auch der Laden. Heute sind fast ausnahmslos Restaurants und Cafés unter den Arkarden anzutreffen, die von den zahlreichen Events auf dem Place Ducale profitieren, Zudem kann man nicht bequemer als bei einem Getränk dem ständigen Treiben auf dem Place Ducale zuschauen.

Zwischen beiden Städten herrschte Jahrhunderte lang eine ernsthafte Konkurrenz, was sich in dem fast bombastisch zu nennenden Rathaus von Mézières, 1936 im neoklassischen Stil erbaut, widerspiegelt. Erst mit der regionalen Neugliederung 1966 wurden die beiden Städte zu Charleville-Mézières (CMZ). Dies ist auch der Grund, warum CMZ mit drei deutschen Städten Partnerschaften pflegt. Mézières ursprünglich nur mit Dülmen, Charleville mit Euskirchen in der Bundesrepublik Deutschland und mit Nordhausen in Thüringen in der DDR.

20e Festival Mondial des Théâtres de Marionnettes (Foto Anke Nothdurft)

Im Bauplan von 1606 ist noch der militärische Gedanke zu erkennen mit rechtwinkligen Straßenzügen und einer rechteckigen oder möglichst quadratischen Bebauung. Zudem eine Mauer, die einer Belagerung widerstehen könnte. Dem straßenbaulichen Wildwuchs des Mittelalters, man baut, wo gerade noch Platz ist und alles ist verwinkelt, steht ein klar strukturierte Baukonzept entgegen: Quadratisch, praktisch, gut! 40 Jahre später, nach Ende des 30jährigen Krieges, wird diese festungsartige Bauweise eingestellt. Quadratisch wie zu römischen Zeiten noch im militärischen Bereich (Ludwigsburg, Mannheim), aber ansonsten wird Versailles zum Vorbild, wo alle Straßen strahlenförmig wie auf eine Sonne, auf den Palast zulaufen (Karlsruhe, Bruchsal, Schwetzingen). Kriegerische Schlachten werden nicht mehr um Burgen oder um Städte ausgetragen, sondern wegen der Größe der Armeen im freien Gelände.

Der ursprüngliche Bauplan von Charleville

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert