George – der Friseur

Letztes Wochenende stellte ich noch die Sangeskünste meines Nachbarn in Frage, seine handwerklichen Friseurkünste, stehen außer Frage. Im „Coiffeur Solidaire“ gegenüber meines Hauseinganges ist mein Nachbar George Gründer und Chef eines Friseursalons, in welchem mittellose oder ärmere Mitbürger sich einen Haarschnitt erlauben können.

Le Coiffeur Solidaire in er Rue du theatre, gegenüber meiner Wohnung

Vor sieben Jahren eröffnete er den Salon, nach einer dreijährigen Ausbildung als Friseur in Frankreich. In der EU sind alle Anforderungen, einen Handwerksbetrieb aufzumachen gleich, erläutert mir George, sonst kommt der deutsche oder französische Zoll. Er erkannte die Chance als Schwarzafrikaner seinen Landsleuten näher als ein französischer Friseur zu sein, denn auch in Afrika wird dem Friseur als Vertrauensperson mehr als dem Gemüsehändler erzählt – die Hautfarbe ändert nichts an Klatsch und Tratsch. Da aber die meisten Franzosen afrikanischer Abstammung nicht mit einem goldenen Löffel im Mund geboren werden, senkte er seine Preise, welche sich nun mehr an den Einkommensverhältnissen des Kunden ausrichten. Das könne auch mal eine Eintrittskarte zu einem Konzert sein oder eine Einladung zum Essen für die gesamte Familie.. Die traditionelle Preisgestaltung Afrikas.

Ob Männer, Kinder oder Frauen, alle sind bei George in besten Händen. Frauen sind ausschließlich Schwarzafrikanerinnen, die sich zu einem Familienfest einen besonderen Haarschmuck wünschen. Hier spielt die Tradition der Herkunftsländer eine große Rolle, ist Frisur doch nicht allein Frisur, sondern sagt auch etwas über die Trägerin aus. Eine Tradition, die den Europäern fremd geworden ist.

Zwei Stühle im Damensalon, nach Terminabsprache

Ob es nachts laut in meinem Appartement sei, will George beim Abschied wissen und deutet mit den Fingern nach oben. Ich höre zwar den Nachbarn über mir laufen, aber es sei erträglich, beschwichtige ist. Am Wochenende gäbe es bei ihm viel zu Essen und es könne doch lauter werden, kündigt er das nächste Wochenende an und ich höre heraus, es sei besser mit ihnen zu feiern, denn schlafen werde ich wohl nicht können. Wir werden sehen.

Coiffeur George in seinem Büro

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