Nachtrag zum 170. Geburtstag von Artur Rimbaud
Da es zu meinem Text am letzten Montag einige Nachfragen gab, möchte ich noch einmal auf die Nuit blanche eingehen. Das Konzept der Nuit Blanche wurde von ähnlichen Ereignissen in den nordischen Ländern inspiriert, wo sich der Begriff auf die Zeit bezieht, in der die Dämmerung die ganze Nacht dauert. Die erste moderne Nuit Blanche wurde 2002 in Paris organisiert. Seitdem hat sich diese Veranstaltung auf mehrere Großstädte auf der ganzen Welt ausgeweitet, darunter Rom, Montreal, Seoul und Dülmen, wo es der alle zwei Jahre stattfindenden Kulturnacht entspricht. Nur umschließt es weltweit auch Museen, Konzertsäle oder andere kulturelle Orte, die sonst nicht kostenlos zugänglich sind – soweit man hat.

Eine weiße Traumstadt, von Schülern aus CMZ gebaut, die zum Teil reale Häuser ihrer Umgebung beinhaltet.
„Faire une nuit blanche“ bedeutet im Französischen auch, wie mir meine Freunde erklärten, „eine schlaflose Nacht haben“, „die ganze Nacht wach bleiben“ oder „eine Nacht durchmachen“.
Die Nuit Blanche, die ursprünglich am ersten Oktoberwochenende gefeiert wurde, ist in Paris auf das erste Juniwochenende verlegt worden, um das mildere Wetter zu nutzen. In CMZ bietet sich die zweite Oktoberwoche wegen des 170. Geburtstages von Arthur Rimbaud an. Jedes Jahr wird ein anderes Thema gewählt, das die Installationen und künstlerischen Darbietungen leitet. Mein Lieblingsgeschäft in Charleville, Le Modiste „La Mare aux Fées“ in der Rue de Molin hat sich mit eine Installation von d’Antoine Dazy zu dem Gedicht Les Corbeaux (Die Krähen) hervor getan. Dabei hat die Installation die Form einer Büste von Artur Rimbaud erhalten.


Die Krähen
Herr, wenn die Wiese kalt ist,
Wenn in den niedergeschlagenen Dörfern
Der lange Angelus geschwiegen
hat Über die entjungferte Natur,
Lass die lieben köstlichen Raben von den großen Himmeln fallen
.
Seltsames Heer mit schwerem Geschrei,
Die kalten Winde greifen eure Nester an!
Ihr, entlang der vergilbten Flüsse,
Auf den Straßen zu den alten Kalvarienbergen,
Auf den Gräben und auf den Löchern,
Zerstreut euch, sammelt euch!
Zu Tausenden, auf den Feldern Frankreichs,
Wo die Toten von vorgestern schlafen, Wenden,
ist es nicht der Winter,
So daß jeder Vorübergehende wieder darüber nachdenkt!
Sei der Schreier der Pflicht,
o unser schwarzer Trauervogel!
Aber, Heilige des Himmels, auf der Spitze der Eiche,
Mast verloren im verzauberten Abend,
Verlassen die Grasmücken des Mai
Für die, die in den Tiefen der Holzkette, Im Gras,
vor dem man nicht fliehen kann,
Niederlage ohne Zukunft.

Kleine schwarzen Krähen kommen aus und umfliegen den Kopf von Arthur Rimbaud

Die Arbeit der Schüler zu ihrer Stadt wurde in der weißen Nacht im Museum de l’Ardenne ausgestellt und vom Sada-Ensembel aus Berlin vorgestellt. Das Ensembel erforscht das zeitgenössische Vocal-Repertoire und schafft Brücken zwischen der Musik des Nahen Ostens und dem Abendland.

Sada-Ensemble – radikal vokal