Dornröschen der Ardennen
Nach Schätzungen von seriösen Archäologen und Historikern könnte man über die Jahrhunderte verteilt in Deutschland wohl 3.000 Burgen ausfindig machen. An den meisten sind aber die Prinzen vorbeigeritten, haben die Dornen nicht zurück geschnitten und Röschen ist mittlerweile endgültig entschlafen. Vom Chateau des Fées östlich von Charleville-Mézières am linken Meuse-Ufer gelegen, hat man erste schriftliche Erwähnungen im Jahr 1629, als es nach wahrscheinlich 800 Jahren endgültig zerstört wurde.

Chateau des Fees – länger vergessen als bewohnt
Erst in den 1940ern und 1950ern beginnen Archäologen zu graben und sie finden viel Historie im Dickicht der Ardennen.
Die ersten Bautätigkeiten zu einer Burg werden auf 870 datiert, als die Meuse sich zum Grenzfluss zwischen Frankreich und dem deutschen Reich heraus kristallisierte und viele Burgen zur Sicherung gebaut wurden. Wobei nicht immer sicher war, welches Territorium gesichert werden sollte, da konnte eine Burg schon mal den Besitzer wechseln. Nach der Legende soll Chateau des Fées auch in einem der Heldengesänge über die vier Söhne des Aymon mit deren Wunderpferd Bayard erwähnt worden sein. Knapp 20 x 10 Meter war die Anlage groß, wie die Archäologen an Hand der verbliebenen hölzernen Pfostenlöchern im Erdreich errechnet haben.

Man muss schon suchen, will man das Chateau des Fées oder die Waridon-Burg in der Gemeinde Montcy-Notre-Dame finden.
Brandspuren deuten auf eine Vernichtung des Chateaus Ende des 10., Anfang des 11. Jahrhunderts hin. Münzfunde in den Brandschichten bestätigen diese Periode, denn 1020 wird die Anlage durch den Erzbischof von Reims zerstört und erstmals Chateau des Fees namentlich erwähnt, was als Synonym für „besiegte Burg“ gilt. Wie die Festungsanlage bis dahin genannt wurde, ist nicht überliefert.

Artefakte aus der Brandschatzung im 11. Jahrhundert im Museum de l’Ardenne
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts baut François d’Aspremont als typischer Raubritter die Burg wohl pompös wieder auf, um vorbeifahrende Schiffe auszurauben und Passagiere frei zu pressen. König Franz I. hat jedoch genügend Probleme mit den Habsburgern in Flandern und den herrischen Kaufleuten in Gent, dass er 1634 François d’Aspremont als Herrscher des Territoriums absetzt. Bereits 1629 soll das Feenschloss als Ruine für 350 Jahre in einen Dornröschenschlaf versetzt worden sein.

Modellbau des Chateaus des Fées nach archäologischen Angaben, im Vordergrund die Meuse
Erst Mitte des letzten Jahrhunderts interessieren sich Wissenschaftler für die Legenden um die verschwundene Burg und werden fündig. Der gesamten Anlage ist im Musee d’Ardenne ein großer Ausstellungsraum gewidmet mit ausführlichen Erklärungen und auch interessanten Berichten zur Lebensweise im Hochmittelalter.
Nachtrag: Wie mich meine französischen Freunde informierten, hat sich der Begriff „Chateau des fées“ wohl aus „Chateau defait“ gebildet. Eine aufgelöste oder zerstörte Burg wurde als Sprachspiel zu einer Burg der Feen.