Sprachverwirrung

Woran erkennt man einen L’Ardonnaise? Selbstverständlich an der Aussprache, wie einen Münsterländer auch. Beide glauben, gutes Hochfranzösisch und Hochdeutsch zu sprechen, aber nur so lange, wie sie ihren Distrikt Ardenne oder den Kreis Coesfeld noch nicht verlassen haben. Am Mittwoch habe ich über das Chateau des Fées, das Schloss der Feen berichtet. Zur Erinnerung: Es handelt sich um ein Wortspiel, um das Chateau defait – das zerstörte Schloss, keineswegs um ein Feen-Schloss. Defait sollte eher defä ausgesprochen werden, Fee dagegen wie im Deutschen die Fee mit gedehnten E wie beim münsterländischen Nee, wenn er Nein meint. Aus diesem nahezu Gleichklang entwickelte sich aus dem Chateau defait das Chateau des Fées. Da aber die Bewohner der Ardennen die Buchstaben ä und ee ständig verwechseln, man erinnert sich an die Spracheigenheiten anderer europäischer Nationen bei Asterix und Obelix, sind die Bewohner dieser Mittelgebirgsregion in Frankreich leicht zu erkennen, wenn sie einen Cafä au lee, s. v. plee bestellen. Diese Besonderheit wurde mir unter der Woche von einer französischen Deutschlehrerin bescheinigt, die sich darüber beklagte, dass sich dies auch bei Schülern orthographisch manifestiert und am Sonntag beim Abendessen von meinem Freund Philippe bestätigt, der in der Präfektur arbeitet.

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Geruhsam zum Wochenstart

Meinen gestrigen Ratschlag, sonntags die Seele baumeln zu lassen, habe ich selbst befolgt, mal keine journalistische Hektik entwickelt und einfach offenen Auges und mit gespitzten Ohren durch Charleville geschlendert und einiges Erzählenswertes gefunden.

Etwas abseits, hinter dem Place Ducale aufgestellt, in der Rue d’Euskirchen, zeigen die Partnerstädte ungefähr dem Wanderer seinen Weg. Etwas leicht verwittert, was aber nach 60 Jahren durchaus verständlich ist, wird aller Städte weltweit gedacht, nur der japanische Beitrag lässt scheinbar müde den Flügel hängen. Die Rue de Dülmen liegt etwas weiter entfernt, Richtung Mézières, aber noch in Charleville, kurz vor der trennenden Meuse.

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Den Sonntag genießen

Wenn die Nächte länger und kälter werden, strahlen die Wälder der Ardennen rings um Charleville-Mézières nicht trister, sondern bunter. Als ob sie sich die Farben im sommerlichen hellen Sonnenschein aufgehoben hätten, für jene Zeit, in der nicht flirrende Hitze die Haut verbrennt, sondern mit vielen Tönen von sonnigem Gelb über schützendes Braun bis erdigem Rot das Auge kolorierte Ruhe findet. Einen Schritt beiseite der stark befahrenen Avenue Charles Boutet Richtung Friedhof öffnet sich der Parc Pierquin.

Parc Pierquin – eine Insel der Ruhe im hektischen Alltag des Zentrums

Bis 1980 war der etwa ein Hektar große Garten im Privatbesitz der Familie Pierquin, den ab 1901 Louis Pierquin als englischer Park gestaltete und sich zudem das Chalet als späteren Wohnsitz errichten ließ. Besonders ausländische Bäume aus Übersee hatten es ihm angetan, die hundert Jahre später erst ihre wahre Gestalt zeigen können..

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La Carrousel

Man möchte meinen, es stünde bereits seit einem Jahrhundert auf dem Place Ducale, man hätte es nur vergessen abzuräumen – aber noch keine zwanzig Jahre drehen sich Pferde, Muschel und Autos auf dem runden Teller des „Le Carrousel“ und es ist bekannter als der Name eines der benachbarten Restaurants oder Cafés Zwölf Meter beträgt der Durchmesser des Tellers und bis zur Spitze mit dem steigenden Pferd sind es auch gute sieben Meter und damit ein Blickfang auf dem manche Dimensionen sprengenden Platzes.

Le Carroussel – der sich drehende Blickfang auf dem Place Ducale

Bei der als typisch für Frankreich empfundener Musik, der Musette, auf einem Akkordeon gespielt drehen sich 25 Flugzeuge, Sitzgruppen oder Tiger horizontal oder vertikal mit der Fahrtrichtung, so dass es einem schneller als die erlaubten fünf Stundenkilometer erscheint.

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Hans Blickensdörfer

Ich beabsichtige auch nach Montmédy, einem großen Dorf ca. 30 km südlich von Charleville-Mézières zu fahren, in welchem meine ehemalige Freundin ein Jahr lang unterrichtete und ich sie besucht habe. Montmédy ist erwähnenswert wegen zweier Bauwerke. Zum einen die Festung, in welcher königstreue Truppen auf Ludwig XVI. warteten und die französische Revolution vielleicht anders verlaufen wäre und zum anderen wegen seines Gefängnisses, das wir aber nicht kennen gelernt haben.

Montmédy, ein größeres Dorf, das als bauliche Besonderheit seinen Bahnhof auf einer Ansichtskarte hervorhebt.

Es erinnert mich jedoch an meinen längst verstorbenen Kollegen Hans Blickensdörfer, der in seinem Buch „Bonjour Marianne“ von seiner Kriegsgefangenschaft in einem großen Gefängnis berichtet, in welchem er wegen misslungener Fluchtversuche aus französischen Lagern in den Nachkriegsjahren inhaftiert war, und alle Klischees über Frankreich und die Franzosen bestätigt.

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Das Schloss der Feen

Nach Schätzungen von seriösen Archäologen und Historikern könnte man über die Jahrhunderte verteilt in Deutschland wohl 3.000 Burgen ausfindig machen. An den meisten sind aber die Prinzen vorbeigeritten, haben die Dornen nicht zurück geschnitten und Röschen ist mittlerweile endgültig entschlafen. Vom Chateau des Fées östlich von Charleville-Mézières am linken Meuse-Ufer gelegen, hat man erste schriftliche Erwähnungen im Jahr 1629, als es nach wahrscheinlich 800 Jahren endgültig zerstört wurde.

Chateau des Fees – länger vergessen als bewohnt

Erst in den 1940ern und 1950ern beginnen Archäologen zu graben und sie finden viel Historie im Dickicht der Ardennen.

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Mézières

Mittelalterliches Modell von Mézières im Musée de l’Ardenne

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Deutscher Film mit französischem Untertitel

Gut, ich bin in Charleville-Mézières um französisch zu lernen, und nicht, um in einer deutschsprachigen Blase Urlaub zu mache. Aber ich wurde von Annie eingeladen, mit ihr ins Kino zu gehen und den deutschen Film „Zwei zu Eins“ (La belle Affaire) mit französischen Untertitel anzuschauen. Annie ist Deutschlehrerin im Ruhestand und war häufig auch für längere Zeit in Deutschland. Zwei zu eins spielt 1990, als die Mark Deutscher Noten der DDR in DM umgewechselt wurde. 4.000 MDN wurden für Erwachsene 1:1 umgetauscht, Beträge darüber 1:2. So wurden die Bankkonten von älter als 59 Jahre (6.000 MDN), Kinder (2.000 MDN) und vielen ärmeren Verwandten aufgefüllt und es kam ein Stück Starthilfe zu den neuen Bundesrepublikanern.

Das Kino von Charleville-Mézières

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Römische Vergangenheit

Als Julius Cäsar sein Bello Gallica mit den Worten beginnt „Gallia est omnis divisa in partes tres“ dachte er vielleicht schon an das zweite Buch, an die Kämpfe gegen die Belgier, beginnend an der Meuse. Erst vor 20 Jahren hat man im Quartier de Montcy – Saint-Pierre die Reste eines römischen Fußbodens freigelegt, die auf eine militärische Präsenz hindeuten.

Drei Tafeln an der Rue de Castrice weisen auf die Funde aus römischer Zeit hin

Die Straßenverläufe rings um den Fundort sind noch heute rechtwinklig angelegt, typisch für Bauweise eines Castrums, welches die Straße von Reims nach Köln zu beschützen hatte.

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80 Jahre danach

Spätestens im nächsten Jahr werden alle Archive zur Geschichte der Resistance geöffnet sein, und in Frankreich ist bereits eine Diskussion ausgebrochen, wer gehörte dazu? 504 Bürger von Charleville und aus der Umgebung sind in Konzentrationslager deportiert und getötet oder vor Ort erschossen worden. Ihrer wird auf dem Plateau de Berthaucourt rechtsseitig der Meuse gedacht.

In einem Vortrag der Société d’Histoire des Ardennes beleuchtete Philippe Lecler die Aktionen der Resistance und ihre heutige Wertung. Für mich als deutschen Zuhörer eine vollständig neue Betrachtungsweise und auch für viele französische Zuhörer viel Diskussionsstoff,

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