Carolo

Ich gestehe, aber ich klage auch an. Ich gestehe, und ich hoffe, meine Hausärztin liest den heutigen Blog nicht, einen Carolo gegessen zu haben und meine Zuckerwerte muss ich heute nicht messen, um ein schlechtes Gewissen zu haben. Ich klage aber auch jenen Konditor an, der wohl vor ca. 70 Jahren dieses köstliche Gebäck erfunden hat, das den Namen Charleville-Mézières zu einem Begriff gemacht hat und die Bewohner von CMZ zu “les carolomacériens” hat werden. lassen.

Ein großer Carolo mit einem Durchmesser von ca. 10 cm

Ich schreibe diese Zeilen, während in Paris in diesen Tagen der „Salon du chocolat“ in Paris stattfindet, der jährliche Höhepunkt jener Branche, die sich mit Schokolade, in welcher Form auch immer, befasst.

„Carolo“ weiterlesen

Stadtwappen

Mit dem Zusammenschluss der beiden bisher selbständigen Städte Charleville und Mézières musste 1966 auch ein neues gemeinsames Stadtwappen entwickelt werden.

Kein großer neuer Entwurf, sondern basierend auf den historisch gefestigten Emblemen wurde alles zusammengefügt, wie es unter gleichberechtigten Partnerstädten üblich sein sollte.

„Stadtwappen“ weiterlesen

Essen wie Gott in Frankreich

Auch ein Selbstversorger wie ich, der zwar in seinem Appartement eine Küchenzeile hat, darf nicht auf drei tägliche Einladungen hoffen, möglichst von begnadeten Köchinnen, sondern muss gelegentlich selbst den Löffel schwingen. Und das ist mit Einkäufen verbunden, die doch hier von mir genauer geplant werden müssen als daheim.

Ratlos, hilflos in einem unbekannten Warensortiment

Jeder kennt es aus seinem Auslandsurlaub, man sucht ein Paket Salz, eine Packung Nudeln oder auch nur Eier, die ja überall gleich aussehen sollten. Aber wo finden, wenn auch die Eierverpackung nicht das gewohnte Etikett hat?

„Essen wie Gott in Frankreich“ weiterlesen

CMZ wird bunter

Die 18. Freske passend zum Gedicht À la Musique von Arthur Rimbaud wurde in dieser Woche der Öffentlichkeit präsentiert. In der Avenue Jean Jaures, die Straße von der Statue Charles de Conzague in Richtung Bahnhof leicht zu entdecken, wenn man erhobenen Hauptes durch die Straßen spaziert – was derzeit meine größte Neigung ist.

Neue Freske zum Gedicht À la Musique von Arthur Rimbaud

Damit wird CMZ wieder bunter, was auch in Deutschland in Städten mit Verputz über drei oder vier Stockwerke eine schöne Idee wäre.

„CMZ wird bunter“ weiterlesen

Sanglier ou coq ?

Heute bin ich in Mézières flaniert, faire la Promenade, relativ ziellos geschaut und gesucht, worüber ich berichten könnte. Ein relativ kleiner Markt vor dem zu großen Rathaus für eine doch recht kleine Stadt. Angeboten wurde vor allem Winterbekleidung, obwohl es noch recht warm ist, und wenig Obst und Gemüse, ein Verkaufswagen mit Käse und einer mit Fleisch, u. a. Wildschwein. Ich bin kein Vegetarier, habe aber sicher auch zur Schließung vieler Metzgereien beigetragen, und die Abschußquote von 462.220 Wildschweinen in Deutschland im Jagdjahr 2022/23 nicht unterstützt. Will man Asterix und Obelix glauben, ist das Nationalessen der Gallier das Wildschwein, dabei ist auf den Flaggen eher der gallische Hahn abgebildet.

Gut, Hahn, besser gesagt die Pute, habe ich auf vielen Speisekarten in unterschiedlichen Variationen gesehen, nicht jedoch Wildschwein. Dabei ist das Wildschwein besonders verbreitet hier in Nordostfrankreich, in der Provence oder im Loiretal. Auf zwei Millionen Tiere schätzt der französische Jagdverband die Anzahl, mit erheblichen Schäden für die Land- und Forstwirtschaft und etliche Angriffe auf Menschen, Eindringen in Häuser und natürlich die Belagerung von Müllcontainern in denen es sich so herrlich suchen lässt. Das Wildschwein wird symbolisch mit körperliche Stärke und Durchsetzungsvermögen gleichgesetzt. Etliche Ritter hatten einen Keiler in ihrem Wappen und benahmen sich auch wohl wir ihr Wappentier. Ca. 12.000 Tonnen Wildschweinfleisch werden in Frankreich jährlich verarbeitet, zumeist zu Sülzen im Glas, weniger in der Gastronomie.

„Sanglier ou coq ?“ weiterlesen

Gaspard Monge

Es ist an der Zeit, einen Blick nach Mézières zu werfen, denn Dülmens Partnerstadt hieß 1963 nicht Charleville-Mézières, sondern schlicht nur Mézières. Und der Schüleraustausch zwischen dem Lycée Monge und dem Clemens-Brentano-Gymnasium war die Basis für die ersten Kontakte zwischen den beiden Städten. Das Lycée Monge war 1962 neu gebaut worden und wurde zum Namensträgers von Gaspard Monge, der in Mézières von 1765 – 1783 Leiter der dortigen École royale de génie de Mézières war.

Gaspard Monge, auf einem 1842 posthum gemaltem Bild, wird 1808 von Napoeon Bonaparte zum Grafen von Pelusium geadelt

„Gaspard Monge“ weiterlesen

Sprachverwirrung

Woran erkennt man einen L’Ardonnaise? Selbstverständlich an der Aussprache, wie einen Münsterländer auch. Beide glauben, gutes Hochfranzösisch und Hochdeutsch zu sprechen, aber nur so lange, wie sie ihren Distrikt Ardenne oder den Kreis Coesfeld noch nicht verlassen haben. Am Mittwoch habe ich über das Chateau des Fées, das Schloss der Feen berichtet. Zur Erinnerung: Es handelt sich um ein Wortspiel, um das Chateau defait – das zerstörte Schloss, keineswegs um ein Feen-Schloss. Defait sollte eher defä ausgesprochen werden, Fee dagegen wie im Deutschen die Fee mit gedehnten E wie beim münsterländischen Nee, wenn er Nein meint. Aus diesem nahezu Gleichklang entwickelte sich aus dem Chateau defait das Chateau des Fées. Da aber die Bewohner der Ardennen die Buchstaben ä und ee ständig verwechseln, man erinnert sich an die Spracheigenheiten anderer europäischer Nationen bei Asterix und Obelix, sind die Bewohner dieser Mittelgebirgsregion in Frankreich leicht zu erkennen, wenn sie einen Cafä au lee, s. v. plee bestellen. Diese Besonderheit wurde mir unter der Woche von einer französischen Deutschlehrerin bescheinigt, die sich darüber beklagte, dass sich dies auch bei Schülern orthographisch manifestiert und am Sonntag beim Abendessen von meinem Freund Philippe bestätigt, der in der Präfektur arbeitet.

„Sprachverwirrung“ weiterlesen

Geruhsam zum Wochenstart

Meinen gestrigen Ratschlag, sonntags die Seele baumeln zu lassen, habe ich selbst befolgt, mal keine journalistische Hektik entwickelt und einfach offenen Auges und mit gespitzten Ohren durch Charleville geschlendert und einiges Erzählenswertes gefunden.

Etwas abseits, hinter dem Place Ducale aufgestellt, in der Rue d’Euskirchen, zeigen die Partnerstädte ungefähr dem Wanderer seinen Weg. Etwas leicht verwittert, was aber nach 60 Jahren durchaus verständlich ist, wird aller Städte weltweit gedacht, nur der japanische Beitrag lässt scheinbar müde den Flügel hängen. Die Rue de Dülmen liegt etwas weiter entfernt, Richtung Mézières, aber noch in Charleville, kurz vor der trennenden Meuse.

„Geruhsam zum Wochenstart“ weiterlesen

Den Sonntag genießen

Wenn die Nächte länger und kälter werden, strahlen die Wälder der Ardennen rings um Charleville-Mézières nicht trister, sondern bunter. Als ob sie sich die Farben im sommerlichen hellen Sonnenschein aufgehoben hätten, für jene Zeit, in der nicht flirrende Hitze die Haut verbrennt, sondern mit vielen Tönen von sonnigem Gelb über schützendes Braun bis erdigem Rot das Auge kolorierte Ruhe findet. Einen Schritt beiseite der stark befahrenen Avenue Charles Boutet Richtung Friedhof öffnet sich der Parc Pierquin.

Parc Pierquin – eine Insel der Ruhe im hektischen Alltag des Zentrums

Bis 1980 war der etwa ein Hektar große Garten im Privatbesitz der Familie Pierquin, den ab 1901 Louis Pierquin als englischer Park gestaltete und sich zudem das Chalet als späteren Wohnsitz errichten ließ. Besonders ausländische Bäume aus Übersee hatten es ihm angetan, die hundert Jahre später erst ihre wahre Gestalt zeigen können..

„Den Sonntag genießen“ weiterlesen

La Carrousel

Man möchte meinen, es stünde bereits seit einem Jahrhundert auf dem Place Ducale, man hätte es nur vergessen abzuräumen – aber noch keine zwanzig Jahre drehen sich Pferde, Muschel und Autos auf dem runden Teller des „Le Carrousel“ und es ist bekannter als der Name eines der benachbarten Restaurants oder Cafés Zwölf Meter beträgt der Durchmesser des Tellers und bis zur Spitze mit dem steigenden Pferd sind es auch gute sieben Meter und damit ein Blickfang auf dem manche Dimensionen sprengenden Platzes.

Le Carroussel – der sich drehende Blickfang auf dem Place Ducale

Bei der als typisch für Frankreich empfundener Musik, der Musette, auf einem Akkordeon gespielt drehen sich 25 Flugzeuge, Sitzgruppen oder Tiger horizontal oder vertikal mit der Fahrtrichtung, so dass es einem schneller als die erlaubten fünf Stundenkilometer erscheint.

„La Carrousel“ weiterlesen