Zwei (Feier-)Tage im November
Der 11. November, Feiertag in ganz Frankreich und Feiertag in Deutschland am Rhein. Unterschiedlicher können sie nicht sein, der Tag an dem 1918 das Sterben im 1. Weltkrieg endete und der Tag, an dem die fünfte Jahreszeit in den rheinischen Hochburgen beginnt. Charleville und Mézières waren für 50 Monate die Hauptstädte des deutschen Kaiserreichs gewesen, hier residierte der Kaiser Wilhelm II, befehligte das Oberkommando des kaiserlichen Heeres, entschied sich Leben oder Sterben für Millionen Soldaten und Zivilisten.

Kaiser Wilhelm II. auf der Flucht von der Front ins niederländische Exil
Mit der Unterzeichnung des Waffenstillstandsabkommens im Eisenbahnwaggon im Wald von Compiègne endeten um 12 Uhr die kriegerischen Handlungen und die Präfektur in Mézières als Dienstsitz der Reichswehr wurde geräumt.
Auch noch 106 Jahre später erinnert man sich in Frankreich des Tages, der das Ende des Grand Guerre bedeutete. Bürgermeister Boris Ravignon legt an allen historischen Orten in CMz einen Kranz für die Opfer des Krieges nieder.

Bürgermeister Boris Ravignon vor dem Monument aux Morts de Charleville
Zahlreiche Gebäude in den Städten waren nach dem Vormarsch der deutschen Truppen beschlagnahmt worden und dienten nun als Depot, Verwaltungsgebäude, Soldatenunterkünfte, Unterhaltungsstätten oder als Lazarett. Zudem wurde von der Bevölkerung alles erpresst, was man zur Versorgung des Hofstaates und des Militärs benötigte – natürlich ohne Bezahlung. Wilhelm II, der Anfangs noch nahe des Bahnhofs residierte, zog es nach heftigen Fliegerangriffen mit Bombardements am 15. April 1915 vor, in das Chateau de Belair im nördlichen Charleville umzuziehen.


Präfektur 1914 und 2018
Mit Erlassen, die an allen gut sichtbaren Orten der Stadt angeklebt wurden, informierte man die Bevölkerung, wie das Leben unter dem militärischen Oberkommando sich weiter entwickeln sollte. Die Erlasse von Graf Armin waren gefürchtet, denn sie betrafen Requisition von Arbeitern für landwirtschaftliche Arbeiten (27. Februar 1917), Verpflichtung, deutsche Offiziere zu grüßen (5. April 1917), oder auch die Requisition von Matratzen (31. Mai 1918).
Martinstag – ein französischer Heiliger
Es gibt Kalenderdaten, die sind mit Traditionen und historischen Ereignissen überhäuft. Nicht nur in Deutschland der 9. November, sondern ebenso der 11. November, der auch noch im deutschsprachigen Gebiet als Martinstag begangen wird. Der Legende nach versteckte sich der hl. Martin von Tours, offensichtlich ein Franzose, im Gänsestall um nicht zum Bischof ernannt zu werden. Die Gänse verrieten ihn jedoch durch lautes Geschnatter, was man den Gänsen damit dankte, dass sie nunmehr als Traditionsessen serviert werden. Obwohl neun von zehn Gänsen für den 11. November empfehlen, Rinderfilets zu servieren.