Hustensaft statt Schnecken in Knoblauchsoße
Nein, noch habe ich mich nicht ohne au revoir für dieses Jahr aus dem Blog verabschiedet, sondern einfach das Bett gehütet. Was mit einem lästigen Schnupfen begann, wurde zu einem herausfordernden Husten, der mich eine Nacht wachhielt. Ein mitfühlender Apotheker verkaufte mir seinen Hustensaft und in Kooperation mit dem Honig aus meiner hauseigenen Imkerei war nach zwölf Stunden sowohl mein Husten als auch mein Schnupfen „perdu“ – wie man in Frankreich auch weitaus tragischere Ereignisse bezeichnet. Nur Schlappheit und Schmerzen in Höhe des Zwerchfells erinnern mich an ungeliebte Stunden. Damit seien meine Aussetzer für vier Tage erklärt.

Hustensaft und Honig zum Frühstück, Mittag und Abend und als Zwischenmahlzeit – es gibt Schlimmeres

Émilie Fiévet und ihr Kollege Mathéo Hochard führten mit Laternen durch das nächtliche Charleville
Am letzten Freitagabend war ich Gast bei einer Stadtführung „Charleville à la lanterne“, und wenn mir auch bewusst war, mehr als zehn Prozent nicht zu verstehen, so sah ich doch einiges, was ich bisher übersehen hatte. Nach dem Motto: „Nur was man kennt, sieht man auch“. Vorranging ging es natürlich um die große Mühle, heute neben dem Place Ducale ein Wahrzeichen von Charleville. Der Gründer der Stadt Charles de Conzague sah die vielen kleinen Mühlen entlang der Meuse als wirtschaftlich nicht rentabel an und beauftragte den Architekten Clément Metezeau mit dem Bau dieser einzigen Mühle. Sie steht als Ausgleich für das vierte Stadttor, neben dem Portes de France, de Flandre und de Luxembourg. Die 1626 geplante Mühle brannte am 3. und 4. Juli 1754 ab, worauf man die Mühle so wieder aufbaute, wie wir sie heute kennen. Die drei Stadttore sind allesamt verschwunden und auch die heutigen Straßennamen verweisen nicht auf ihre einstige Bedeutung. Die Anforderungen an die Mühle änderten sich im Laufe der Jahrhunderte, letztendlich war sie mit ihren Mühlrädern Energielieferant für die Straßenbeleuchtung und die aufkommende Metallindustrie. Noch in einigen Straßen hängen die Laternen mittig und sind nicht seitlich montiert, was dem ursprünglichen Charakter dieser Straßen entspricht. Die Industrie der Metallverarbeitung ist vollständig verschwunden, und man muss entlang der Meuse nicht lange suchen, um leerstehende Fabrikhallen in den kleinen Dörfern zu finden, in denen je nach Zeit und Bedarf Balkonbrüstungen oder Gewehre produziert wurden. Metall ist vielseitig verwendbar, zu Schwertern und zu Pflugscharren.

Straßenbeleuchtung mittig
Sicherlich ist in diesen Tagen der Marché de Noél der Anziehungspunkt in unserer französischen Partnerstadt, aber nur 100 Meter vom Place Ducale in der Halle des Marché Couverture tat sich am Sonntag ein großer Markt mit vielen Geschenkideen auf. Das Gebäude für den Wochenmarkt grenzt an die Rue Noel an, was jahreszeitlich sehr gut passt. Viele Geschenkideen wie Lesezeichen, kalligraphisch beschriftet, Kosmetika aus Honig oder wärmende Felle von Schafen aus der Region wurden ausgestellt. Ich habe mich für schwarze Olivenmarmelade entschieden, die man zu Käse oder Gänseleber essen soll – ich werde mich für Käse entscheiden. Sie stamme aus Charleville und vielleicht werde ich einmal über diese Gourmandises Faites Maison berichten.

Meine Großmutter hatte noch diese Lesezeichen mit einem Quast in den Büchern, dass sie wusste, wo sie ihre Lektüre unterbrochen hatte.

Hier probierte ich schwarze Olivenmarmelade, zwar gewöhnungsbedürftig und nicht zum Frühstück, aber für ein ausgefallenes Buffet zu empfehlen
