Wo man sich den A**** abfriert
Das Monument der vier Aymon-Söhne mit dem Pferd Bayard oberhalb von Bogny-sur-Meuse ist immer ein Tagesausflug wert, jedoch erfährt man die Mächtigkeit der Ardennen erst einige Kilometer nördlicher in Monthermé bzw. auf der anderen Uferseite der Meuse vom Point de vue de la Roche a 7 heures. Von dort oben schaut man auf die mäandernde Meuse herab, welche Monthermé umfließt. Diese Flussschleife gilt als die spektakulärste Frankreichs, und man sollte an einem sonnigen Morgen um 7 Uhr dort sein, will man den Quarzfelsen, auf welchem der Aussichtspunkt steht, in seiner gesamten glitzernden Schönheit sehen.

Die Flussschleife der Meuse, auf dem anderen Ufer Monthermé
Hier enden die meisten Ausflüge, auf 370 Meter Höhe, Monthermé mit 150 Meter/NN liegt immerhin 180 Meter tiefer. Aber die Ardennen haben noch mehr zu bieten, fährt man auf der D 989 acht Kilometer nördlich nach Les Hautes Buttes, dann zeigt der Höhenmesser gar 500 m an und hier auf einem Hochplateau von 600 Hektar ist es nicht nur im Winter frostig. Dort befindet sich eine Kirche, die wegen einer Besonderheit besichtigungswürdig ist. Da die Umgebung im Grenzbereich von Frankreich und dem heutigen Belgien liegt, waren die wenigen Bewohner sowohl von Bas- als auch Hauttes Buttes mal Franzosen, dann Untertanen des Herzogs von Lüttich, fast hundert Jahre lang Spanier, aber ab 1769 wieder, und bisher endgültig, Franzosen. 1778 erhielten die Bewohner die Erlaubnis, dort eine Kapelle zu Ehren des hl. Antonius von Padua zu errichten. Weil die Kapelle nach ca. einhundert Jahren einzustürzen drohte, entschloss man sich, eine Kirche zu errichten, die bis heute eine Wallfahrtskirche ist.

Da seit der französischen Revolution 1789 eine strikte Trennung zwischen Staat und Kirche herrscht, verfügt die katholische Kirche über keine weitere Einnahmen analog zur Kirchensteuer in Deutschland. Deswegen konnte die Kirche auch nicht mit Fresken ausgemalt werden und man entschloss sich, an den Wänden Votivtafeln der Gläubigen an zu bringen.

Votivtafeln in Église Saint-Antoine des Hauts-Buttés
Mehr als 2.300 Votivtafeln wurden gezahlt, auf denen zumeist nur das Wort „Danke“ oder „Danksagung“ geschrieben steht, aber manchmal auch sehr reale Not beschreibt. „Der Heilige Antonius hat mir meine Brille wiedergefunden” ist sehr konkret, wie auch „Der heilige Antonius hat unsere Ehre gerettet und unser Vermögen bewahrt” oder „Danke, großer heiliger Antonius! Sie haben mein Leben, meine Ehre und meinen Ruf gerettet.“ Bei Wikipedia sind u. a. aufgeführt: „Beschütze mich, meinen Mann und meine Kinder”, „Danke an den Heiligen Antonius für den Erfolg in einem Prozess”, „Der Heilige Antonius hat die List unserer Feinde zunichte gemacht. Ehre sei dem heiligen Antonius“, „Bewahre die Unschuld meiner Kinder, sie ist das Kostbarste, was ich besitze“, „Versöhnte Familien, danke, heiliger Antonius“, „Danke für meine Freilassung“, „Bewahre uns gute Arbeiter“. Oder nüchterner: „Fehler erkannt“ oder „Resignation erreicht“, zählt Wikipedia weiter auf.

Weitere Votivtafeln in Église Saint-Antoine des Hauts-Buttés
Nicht zu Unrecht verweist der Wikipedia-Autor auch darauf, dass bei Bitten oder Anrufungen, bestandenen Prüfungen oder Heilungen ein heidnischer Charakter den Votivtafeln unterstellt werden kann. „Wenn Du nicht, …, dann keine Votivtafel“, um es drastisch zu verkürzen. Noch ist viel Platz an den Wänden der Église Saint-Antoine des Hauts-Buttés.

Bethlehem in Église Saint-Antoine des Hauts-Buttés, Jesus fehlt noch, aber die Hirten sind schon da. Und Maria ist recht schlank für eine Schwangerschaft im 9. Monat, war die Meinung eines kritischen Franzosen
